Viele Menschen aller Altersgruppen in einem Hinterhof lassen Luftballons steigen.
1. Themenhalbjahr

Soziale Integration im digitalen Zeitalter

Miteinander - Verbinden – Vernetzen

Wir können auf eine erfolgreiche Fachtagung zurückblicken und freuen uns sehr über die anregenden Diskussionen, wichtigen Impulse und interessanten Organisationen, die diesen Tag bereichert haben. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr reges Interesse und ihre Bereitschaft zum Austausch.

Dieser stand wie von uns vorgesehen im Vordergrund und hat maßgeblich zum guten Gelingen beigetragen. Wer nicht dabei sein konnte, kann den 1. Teil der Tagung unten im Video nochmal nachverfolgen oder auf unserem Youtube-Account anschauen.

Wie bereits angekündigt werden wir dieses Themenhalbjahr mit einer Handreichung abschließen. Dazu in Kürze an dieser Stelle mehr.

Prof. Claudia Müller gemeinsam mit Volker Scherzberg, Technik-Koffer des Seniorennetzwerks Köln-Zündorf

Fragestellung: Welche Unterstützungsangebote braucht es, damit Digitalisierung von älteren Menschen angenommen wird?

Erste Impulsgebende war Frau Prof. Dr. Claudia Müller vom Lehrstuhl IT für die Alternde Gesellschaft an der Universität Siegen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der achten Altersberichtskommission.

Ihr Impuls stand unter dem Titel Lernräume in der IT-Forschung mitdenken. Im vorgestellten Modell des Co-Designs werden ältere Menschen dazu befähigt, digitale Medien mitzugestalten. Dafür müssen sie aber bestimmte Kompetenzen haben, z.B. um Geräte bedienen zu können oder sich im Internet zurechtzufinden. Die älteren Menschen werden, manchmal auch über einen längeren Zeitraum hinweg, auf diese Aufgaben vorbereitet. Sie stellte einige Projekte vor, bei denen das Modell erfolgreich umgesetzt wurde. Dies waren beispielsweise Nachbarschaftsplattformen, Skypen im Dorfladen und gestreamte Gottesdienste.

Internetseite des Lehrstuhls "IT für die alternde Gesellschaft"

Volker Scherzberg ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Seniorennetzwerks Köln-Zündorf und  Seniorenvertreter der Stadt Köln. Im zweiten Teil des Workshops stellte er den „KölnerDigitalKoffer“ vor. Mit dem Digitalkoffer gehen die Ehrenamtlichen zu Begegnungsorten älterer Menschen und machen neugierig. Er ist ein „Erlebnisparkour“ durch die digitale Welt und kann helfen einen Überblick über die Möglichkeiten zu schaffen. Bei vertieftem Interesse der Teilnehmenden vermitteln die Ehrenamtlichen an Partner und Anlaufstellen im Umfeld.

Weitere Informationen zum KölnerDigitalKoffer

In der abschließenden Diskussion wurden zahlreiche Hinweise auf Projekte und mögliche Unterstützungsangebote gegeben. Als Fazit eignet sich das Zitat einer Teilnehmenden, die anmerkte: „Ganz wichtig ist die Gemeinschaft drumherum.“

Prof. Birgit Apfelbaum gemeinsam mit Tim Ünsal vom MGH Gneisenaustraße, Berlin

Thema: Innovative Vernetzungsansätze für Bildung und Beratung

Wie auch beim DigitalPakt Alter setzte der Workshop zum Thema „Schwer erreichbare Zielgruppen und Digitalisierung“ auf einen Schulterschluss, und zwar aus Wissenschaft und Praxis. Aber über wen reden wir eigentlich, wenn wir über „schwer erreichbare Zielgruppen“ sprechen? Es sind Menschen mit geringerer Bildungserfahrung, begrenzten finanziellen Ressourcen, sprachlich-kulturellen Hürden, Mobilitätseinschränkungen, Pflegebedürftigkeit oder mangelndem Fachwissen. Und wie können wir diese Menschen erreichen? Wie schaffen wir Angebote zur Vermittlung digitaler Kompetenzen für die Menschen, die bisher nicht von regulären Bildungsangeboten erreicht werden? Frau Prof. Apfelbaum verwies in diesem Zusammenhang auf die aktuelle Studienlage:

„Wir wissen, dass diese Gruppen niedrigschwellige Lernorte benötigen, die wohnort- und alltagsnah sind, aufsuchende Angebote, eine größere Methodenvielfalt, eine adäquate Zielgruppenansprache und Öffentlichkeitsarbeit oder Mentoring-Programme beispielsweise mit einem Peer-to-Peer Ansatz. Auch die Vernetzung mit anderen aktiven Akteuren in der Kommune ist wichtig und hilfreich, um die Menschen zu erreichen und für Angebote zu begeistern. Genannt wurden hier unter anderem die Kooperation mit Unternehmen oder Smartphone-Sprechstunden als Brücke zur Wohn- oder Technikberatung.“

Von der Studie in den Kiez

Tim Ünsal vom Mehrgenerationenhaus Gneisenaustraße (Berlin) berichtete im Anschluss daran von seinen Angeboten. „Auch wenn es uns trotz Pandemie gelungen ist, Kontakte aufrechtzuerhalten, sind wir derzeit dabei, Begegnungsangebote wieder neu zu entdecken. Ob Geräte zum Ausprobieren, WLAN für alle, niedrigschwellige Einsteigerangebote oder Biografiearbeit mit Theaterpädagogen zu KI Anwendungen. Für jeden ist etwas dabei. Wir setzen dabei auf die persönliche Ansprache, schaffen Vertrauen und holen die Menschen dort ab, wo sie sind – immer mit der Sensibilität für die jeweilige Lebenssituation. Dabei arbeiten wir interkulturell, inklusiv und intergenerativ.“

„Wir müssen uns die offene, neugierige und forschende Haltung nicht nur bewahren, sondern vorleben.“

Dass das nicht nur graue Theorie, sondern gelebte Praxis ist, zeigen nicht nur die beiden Referenten, sondern auch die Teilnehmenden des Workshops, die viele Anregungen weitergegeben haben. Zuhör-Bänke, Schulungsprogramme von Senioren für Senioren, Erzähl-Cafés, Quassel-Telefon, Besuche in der Häuslichkeit oder in Wohneinrichtungen - der Phantasie und dem Engagement sind kaum Grenzen gesetzt. Das Publikum des Workshops war sich einig: Wir wollten Anregungen erhalten und eigene Ideen weitergeben. Und genau das war auch Inhalt des Workshops. Eine gelungene Veranstaltung mit direktem Aufruf: Lassen Sie uns in Kontakt bleiben.

Siglinde Bröder, Projekt DiBiWohn gemeinsam mit „Die Gute Stunde“

Fragestellung: Wie kann Isolation durch das Erlernen digitaler Anwendungen überwunden werden?

„Wir müssen nicht fragen, ob die Älteren reif für das Internet sind, sondern, ob das Internet reif für die Älteren ist.“ - mit diesem Zitat der inzwischen verstorbenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der BAGSO e.V. Prof. Ursula Lehr begann der Workshop, der sich mit dem Thema auseinandersetzte, wie Digitalisierung helfen kann, Einsamkeit zu überwinden. Die beiden Referentinnen brachten zu diesem Thema eine große Expertise mit: Siglinde Bröder nicht nur als Mitarbeiterin des Projektes DiBiWohn, das älteren Menschen in Senioreneinrichtungen den Zugang zu digitalen Tools und Prozessen und ihnen so die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht. Sie beschäftigt sich auch mit der Glücksforschung und besonders mit dem Zusammenhang von Ehrenamt und Glück. Die zweite Referentin Dorothea Lemme ist Mitbegründerin der „Guten Stunde“, eines Vereins, der digitale und interaktive Kulturveranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte ermöglicht und so kulturelle Teilhabe schafft, da, wo Menschen die häusliche Umgebung nicht oder nur schwer verlassen können.

Im Workshop wurde zunächst darüber diskutiert, was es eigentlich heißt „alt“ zu sein. In diesem Zusammenhang wurde schnell deutlich, wie wichtig es ist, im Alter körperlich und geistig beweglich zu sein und wie schnell Menschen von Einsamkeit bedroht sind, die dies im Alter nicht mehr können. Als Gründe von Einsamkeit wurden hier ebenso genannt: die Bildungsbiografie, Sprachbarrieren und Armut. Aber auch Barrieren wie „Angebote zur falschen Zeit“ und „fehlende Strukturen in der Nähe“ oder „Hemmungen, etwas falsch zu machen“ sind hoch. Besonders letztere Argumente spielen beim Erlernen digitaler Geräte und neuer Medien eine große Rolle. Deswegen braucht es Informationen zu solchen (und auch anderen) Angeboten dort, wo Seniorinnen und Senioren sich aufhalten. Die Beispiele dazu waren vielfältig: im Supermarkt, beim Arzt oder in der Apotheke, in den Kirchengemeinden, in Cafés oder beim Mittagstisch eines Kaufhauses oder Möbelcenters. Die persönliche Ansprache durch Menschen, denen Ältere vertrauen, kann eine wichtige Brücke zu einem Angebot wie zum Beispiel eine Smartphone-Beratung oder Tablet-Schulung bauen. „Streetworker für Alte“ ist eine Idee, die in dem Zusammenhang im Workshop entstanden ist. Denn es braucht Kontaktpersonen, die von Einsamkeit Betroffene informieren und Hemmschwellen vor neuen Herausforderungen abbauen helfen. Das gilt insbesondere bei Medien, die für die Zielgruppe möglicherweise völlig neu sind.

02. Mai 2023 - 10:30 - 16:00 Uhr - Düsseldorf

Fachtagung

Am Dienstag, 02. Mai 2023 veranstaltet der DigitalPakt Alter in der Jugendherberge Düsseldorf (Düsseldorfer Straße 1, 40545 Düsseldorf) mit Unterstützung des BMFSFJ in Düsseldorf die erste Fachtagung zum Thema „Miteinander – Verbinden – Vernetzen: Soziale Integration im digitalen Zeitalter“.

Vorläufiges Programm

10:30 bis 10:40 Uhr: Begrüßung

Clemens Löcke, Sven Lehmann, Parlamentarischer Staatssekretär, BMFSFJ und Dr. Regina Görner, Vorsitzende der BAGSO e.V.

10:45 Uhr bis 11:00 Uhr: Eröffnungs-Grußwort

Sven Lehmann, Parlamentarischer Staatssekretär, BMFSFJ: Wie kann Digitalisierung soziale Integration befördern?

11:00 Uhr bis 11:20 Uhr: „Debattierclub“

Sven Lehmann und Dr. Regina Görner debattieren über Fragen zu Statements aus aktuellen Studien

11:20 Uhr bis 12:20 Uhr: Podiumsdiskussion

Chancen und Grenzen der Digitalisierung für ältere Menschen im eigenen Sozialraum, Moderation Clemens Löcke

Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

  • Bundesnetzwerk Mehrgenerationenhäuser e.V. (Christiane Kompch-Maneshkarimi)
  • Stiftung Digitale Chancen (Stephan Seiffert)
  • Citizenlab: Kommunikationsplan für kommunale Bürger:innenbeteiligung (Jelena Gregorius)
  • Bitkom (Sophie Vogt-Hohenlinde)

12:20 Uhr bis 12:25 Uhr: Vorstellung der Aktion „Speeddating“

Moderation: Clemens Löcke

Ende des Livestreams

12:25 Uhr bis 13:15: Mittagessen

13:15 Uhr bis 14:15 Uhr: „DiPA-Speeddating“

mit folgenden Akteuren:

  • Digitaler Engel
  • Telekom
  • Technikkoffer des Seniorennetzwerks Köln-Zündorf
  • Lionsclub mit Lions Komfort Tablet
  • EinfachFon (Gewinner Unternehmenswettbewerb)
  • Lylu
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros
  • zentren plus der Diakonie in Düsseldorf e.V.
  • Kompetenznetz Einsamkeit
  • Citizenlab

14:15 Uhr bis 14:30 Uhr: „Highlights“ aus dem Speeddating

Moderation: Clemens Löcke

14:30 Uhr bis 15:30 Uhr: Workshops

  1. IT in einer alternden Gesellschaft
    Prof. Claudia Müller gemeinsam mit Volker Scherzberg, Technik-Koffer des Seniorennetzwerks Köln-Zündorf
    Fragestellung: Welche Unterstützungsangebote braucht es, damit Digitalisierung von älteren Menschen angenommen wird?
     
  2. Digitalisierung zur Überwindung von Einsamkeit und Isolation
    Siglinde Bröder, Projekt DiBiWohn gemeinsam mit „Die Gute Stunde“
    Fragestellung: Wie kann Isolation durch das Erlernen digitaler Anwendungen überwunden werden?
     
  3. Schwer erreichbare Zielgruppen und Digitalisierung: Chancen und Grenzen
    Prof. Birgit Apfelbaum gemeinsam mit MGH Gneisenaustraße, Berlin
    Innovative Vernetzungsansätze für Bildung und Beratung

15:30 Uhr bis 16:00 Uhr: Plenum mit Ausblick

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Worum geht es?

Das gesellschaftliche Leben findet in unserer direkten Lebensumgebung statt: im Quartier, im Dorf, im Stadtviertel, aber auch im digitalen Raum. Kurzum: Überall wo Menschen aufeinandertreffen. In diesen Räumen streben Menschen danach, sozial akzeptiert und eingebunden zu werden. So wie Menschen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Mitmenschen anerkennen und respektieren, so wünschen sie sich, dass auch sie akzeptiert werden.

Gemeinsam Lösungen finden

Durch die digitale Revolution – angelehnt an den Begriff der Industriellen Revolution – gibt es im Alltag älterer Menschen bedeutende Veränderungen, die sich auf ihre Möglichkeiten der Teilhabe auswirken. Dies wollen wir im ersten Themenhalbjahr 2023 aufgreifen. Das Ziel wird es sein, bestehende Probleme aufzuzeigen und gemeinsam innovative, nutzungsfreundliche und konstruktive Lösungen sichtbar zu machen, die das soziale Leben von Seniorinnen und Senioren bereichern und verhindern, dass sie ausgeschlossen werden.

Der Titel des Themenhalbjahrs drückt unseren gemeinsamen Anspruch aus. Es soll um gelebte Verbindungen zu unseren Mitmenschen gehen, welche durch digitale Technologien ermöglicht und unterstützt werden – nicht um deren reine Technisierung. Es geht um die Bereicherung durch soziale Kontakte, um gemeinsame Teilhabe und das Miteinander. Es geht um Vernetzungen von Älteren mit nachbarschaftlichen, sozialen Organisationen, Dienstleistern und die daraus entstehende Integration.

Offene Probleme und Lösungen sind vielfältig: Seniorinnen und Senioren lernen die Nutzung digitaler Geräte kennen und können so zusätzliche Angebote in ihrem Alltag nutzen. Sie können sich vor Ort engagieren, beispielsweise in einer Lesepatenschaft, in der nachbarschaftlichen Kinderbetreuung, als Ausbildungsbegleitung oder als Mensch mit einem offenen Ohr. Gleichzeitig können sie nach Unterstützung fragen, sei es im Haushalt, bei Erledigungen oder technischen Problemen – gesellschaftliche Teilhabe ist keine Einbahnstraße.

Zeitgleich sind noch nicht alle Lösungen intuitiv bedienbar, beziehen Ältere nicht in die Entwicklung mit ein oder sind nicht jederzeit für jeden – unabhängig von Bildungshintergrund und finanzieller Situation – zugänglich: Der Kontakt zur Verwaltung, der Kauf von Kinokarten oder auch das Vereinbaren von Terminen beim Hausarzt – hier müssen integrative Übergänge und Lösungen gefunden werden, die alle mit einbeziehen.

Digitale Technologien können uns neue Lösungsansätze bieten – lassen Sie uns diese gemeinsam sichtbar machen!

Wir freuen uns über Hinweise zu Angeboten, Studien, Projekten, Literatur, Veranstaltungen und allem weiterem rund um soziale Teilhabe im digitalen Raum.

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