Erfahrungsorte

Heroldstatt: Selbst entwickelte Smart Home-Demobox

01.08.2023

An dieser Stelle möchten wir Erfahrungsorte des DigitalPakts Alter vorstellen, die sich in ihrer Arbeit intensiv mit dem Themenbereich Smart Home auseinandersetzen und entsprechende Beratungsangebote entwickelt haben, mit denen sie älteren Menschen die digitalen Technologien auf lokaler Ebene näherbringen und erläutern.   

In diesem Monat tauschten wir uns hierzu mit Udo Besenreuther aus, der im Erfahrungsort Senioren-Internet-Treff Heroldstatt engagiert ist. 


Herr Besenreuther, was war ausschlaggebend für die Gründung des Senioren-Internet-Treffs Heroldstatt vor nunmehr elf Jahren? 

U.B: Im Rahmen des vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekts „Internet goes Ländle“ fuhr ein Bus durch die Orte und bot Einführungsveranstaltungen zum Thema Digitalisierung und Internet an. Nach dieser Veranstaltung in Heroldstatt gründete sich der Senioren-Internet-Treff (SIT) Heroldstatt. 

Das Unterstützungsangebot des SIT Heroldstatt gibt es nun schon seit vielen Jahren. Haben sich die Anfragen und Bedürfnisse der Ratsuchenden im Laufe der Zeit verändert? Wenn ja, wie? 

U.B.: Anfangs ging es in erster Linie um Grundlagenwissen und die Bedienung von PC und Windows, Benutzung der Maus, den Anschluss von Zusatzgeräten sowie Installation und Pflege von Software. Heute haben alle Teilnehmenden Laptops und auch Smartphones und/oder Tablets. Inhaltlich geht es um die neuen Themen der Digitalisierung und viel um Sicherheit im Umgang mit den eigenen Daten. In zunehmendem Maße auch um Smart Home und KI und darum, auf welche Weise diese Technologien einen Nutzen für ältere Menschen haben können. Daher nehmen wir auch am Projekt „KI für ein gutes Altern“ teil.  

Die Nutzung von Smart Home-Geräten wird immer gefragter. Wie haben Sie sich dem Thema angenommen?  

U.B.: In verschiedenen BAGSO-Projekten wurde uns ermöglicht, Smart Home-Technik anzuschaffen und zu testen. Unser Fokus lag dabei auf einer kostengünstigen Lösung, die möglichst ohne Umbaumaßnahmen schrittweise erweitert werden kann. Oft leben ältere Menschen in Mietwohnungen oder auch im betreuten Wohnen, wo sie keine größeren baulichen Veränderungen mehr durchführen wollen oder können. Es wurde daher ein portables Demosystem auf Basis einer AVM FritzBox entwickelt, das die einfache Installation und Bedienbarkeit demonstriert.

  • Foto: Ein Informationsstand, auf dem eine portable Demonstrationsbox mit smarten Geräten steht.

    Ein Informationsstand des Netzwerk für Senior-Internet-Initiativen Baden-Württemberg. Foto: Udo Besenreuther

Welche Chancen und Möglichkeiten sehen Sie hier für ältere Menschen?

U.B.: Das Nachlassen der Sinne wird uns alle betreffen, wobei das Alter im Einzelfall nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wer sich frühzeitig mit digitalen Geräten vertraut gemacht hat und deren Einsatzmöglichkeiten kennt, kann sie als Helfer im Alltag nutzen, um nachlassende Seh-, Hör- und Motorikleistungen zu kompensieren. Im Idealfall ermöglicht dies ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. 

Das Thema kann mitunter komplex werden – wie bringen Sie das Thema Interessierten bei und gestalten den Einstieg? 

U.B.: In unserem Themenangebot für die wöchentlichen Treffen wechseln sich Grundlagen und Praxisthemen mit Fachthemen rund um die Digitalisierung ab. Bewährt haben sich kleine Einheiten, in denen einzelne Komponenten aus dem Smart Home-Umfeld erklärt werden. Die Videokamera an der Haustür und der Einbau eines elektrischen Rollladengurtwicklers sind beliebte Einstiegsthemen ins Smart Home. 

Wie viele Engagierte helfen dabei mit?

U.B.: Wir sind 6 aktive Mentoren, die abwechselnd Themen vorbereiten und vortragen oder auch individuelle Probleme mit den Teilnehmenden besprechen und lösen. 

Sie erwähnten bereits das vom SIT Heroldstatt entwickelte Smart Home-System für Demonstrationszwecke - was beinhaltet es?

U.B.: Aufgrund der weiten Verbreitung der AVM FritzBox und der einfachen und kostengünstigen Erweiterung zu einem Smart Home-System haben wir diese für unser Demonstrationssystem ausgewählt. Es besteht aus einer AVM FritzBox als Smart Home-Zentrale sowie einem Fritz-Telefon, mit dem alle Komponenten bequem und einfach gesteuert werden können. Zu den Komponenten zählen zwei smarte Glühbirnen, die in Helligkeit und Farbe gesteuert werden können. Ebenfalls verbaut sind zwei Steckdosen, die per Fernsteuerung ein- und ausgeschaltet werden können, die aber auch den Energieverbrauch, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen sowie auf Licht und Geräusche reagieren können. Weitere Elemente sind ein smartes Heizungsthermostat sowie ein elektrischer Rollladengurtwickler, welche beide in den eigenen Räumlichkeiten nachgerüstet werden können. Außerdem zeigt das Demosystem zwei Multifunktionsschalter, die mehrere Befehle wie beispielsweise die Steuerung von Licht, Heizung und Rollläden ausführen können. 

  • Foto: Eine portable Box mit unterschiedlichen smarten Geräten der Firma Fritz, darunter ein Router und Glühbirnen.

    Mit Hilfe einer portablen Box werden smarte Geräte vorgeführt. Foto: Udo Besenreuther

Welche Geräte stoßen hier auf den größten Anklang?

U.B.: Am meisten nachgefragt wird der elektrische Rollladengurtwickler, da insbesondere Frauen bei nachlassender Handkraft Schwierigkeiten haben, die oft sehr schweren Holzrollläden hochzuziehen. 
Auch Haustürkameras stoßen auf großes Interesse, da viele ältere Menschen bei nachlassender Mobilität nicht mehr gerne Treppen steigen oder aber auch aus Sicherheitsgründen wissen möchten, wer vor der Tür steht. 
Weniger nachgefragt werden Licht- und Heizungssteuerungen, die die älteren Menschen häufig nach wie vor lieber manuell bedienen möchten.

Wo bzw. wie können Interessierte die Geräte ausprobieren? Machen Sie auch Hausbesuche? 

U.B.: Wenn wir eines der Smart Home-Themen im Programm haben, führen wir dies mit unserer Demobox vor. Und auch bei Veranstaltungen ist die Demobox immer mit dabei. Hausbesuche bieten wir nicht aktiv an, aber wenn uns jemand von den Teilnehmenden um Hilfe bittet, statten wir auch mal einen Hausbesuch ab und führen eine Beratung vor Ort durch. In Ausnahmefällen installieren wir auch die Komponenten und richten sie ein.  

Vielen Dank für das Interview! 

Sie interessieren sich für das Thema Künstliche Intelligenz (KI)? 
Besuchen Sie auch mal www.ki-und-alter.de