E-Rezept, ePA und Co. für alle?
- Gesundheit
Wissen, was ist und was kommt
Wissen Sie, seit wann eine elektronische Patientenakte geplant wird? Sie ahnen es: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens nimmt in Deutschland nur langsam Fahrt auf. In ein paar wenigen Monaten soll nun aber die Verwaltung unserer Gesundheitsdaten in einer digitalen Akte Realität für alle Bürger:innen sein. Ganz aktuell können wir in den Medien, bei der eigenen Hausärztin oder in der Apotheke um die Ecke beobachten, wie Digitalisierung funktioniert, ob’s klappt, wie’s angenommen wird. Denn jetzt stecken wir doch „schon“ mitten drin in einem gar nicht so kleinen Transformationsprozess: dem flächendeckenden Weg zum E-Rezept.
Seit Januar 2023 sind Arztpraxen dazu verpflichtet, statt des rosa Rezepts ein digitales auszustellen. Von Tag zu Tag und Quartal zu Quartal kann jeder von uns nun also beobachten, wie viele der Involvierten die Systemumstellung verteufeln, daran kurzfristig scheitern oder sie längerfristig – hoffentlich – gemeistert bekommen.
Neben Apotheken und Ärztinnen und Ärzten sind es aber ja genauso wir Endverbraucher:innen, die Bescheid wissen müssen. Besonders ältere Menschen, die bisher wenig oder vielleicht sogar gar nicht online sind, müssen gut informiert und begleitet werden. Sie müssen wissen, wie das jetzt geht, welche Vorteile eine digitalisierte Gesundheit für sie haben kann (insbesondere, wenn sie zum Beispiel eingeschränkt mobil sind, im Ländlichen leben oder es leid sind, mit Röntgenaufnahmen von A nach B zu laufen). Aber auch: Dass sie sich im Zweifel auch gegen eine ePA entscheiden können und wie das funktioniert.
Smart Surfer-Modul "Digitale Gesundheit"
Im medienpädagogischen Projekt Smart Surfer, koordiniert durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, gefördert von unterschiedlichen Ministerien und entwickelt von Expert:innen unterschiedlichster Bereiche ist vor einem Jahr ein elftes Modul erschienen. Es richtet sich an Interessierte Onliner:innen und an jene, die Menschen dabei begleiten, digital fit zu werden und gibt einen ausführlichen Einblick in digitale Gesundheitsanwendungen und anderen Neuerungen in der digitalen und digitalisierten Medizin.
Dabei geht es über ePA und E-Rezept hinaus auch um folgende Themen:
- Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)
- Apps auf Rezept (sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen, DiGa): Welche gibt es bis jetzt und wie bekomme ich eine?
- Weitere Gesundheits-Apps wie Fitnesstracker, Ernährungs- oder Tagebuchapps uvm.
- Telemedizin wie Videosprechstunden oder Telekonsultationen
- Onlineapotheken
- Dr. Google und Co. – Gesundheitsinformationen im Netz recherchieren
Für jene, die es genauer wissen wollen, wird die sogenannte Telematikinfrastruktur erklärt, also die Datenautobahn, über die unsere Gesundheitsdaten verarbeitet und an die unterschiedlichen Stellen des Gesundheitssystems übermittelt werden.
Einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt des Moduls bilden aber schon ePA und E-Rezept, die beiden Anwendungen also, die unsere bisherigen Routinen im Alltag stark verändern werden, unsere gesundheitliche Versorgung durch bessere Dokumentation tatsächlich verbessern sollen und gleichzeitig viele noch verunsichern. Umso wichtiger ist es, Menschen hier gut mitzunehmen und sie dabei zu unterstützen, die für sich individuell richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn: Für jeden und jede gibt es Lösungen. Das müssen Verbraucherinnen und Verbraucher allerdings erst einmal wissen.
E-Rezept? Geht auch ganz ohne App. Die App der Gematik liefert aber durchaus einige Vorteile: Die direkte Suche nach Apotheken in meiner Nähe zum Beispiel oder die Online-Bestellung. Aber wer nicht mag, der kann auch alleine mithilfe der eigenen Gesundheitskarte ein E-Rezept einlösen. Oder bekommt einen Ausdruck.
Das Modul gibt es digital und analog
Das Modul 11 steht hier zum Lesen und auch als PDF zum Download zur Verfügung: www.smart-surfer.net. Auf der Website gibt’s auch ausführliches Unterrichtsmaterial in Form von methodisch-didaktischen Lehrplänen und Präsentationsvorlagen in einem internen Bereich.
Wer lieber ganz analog durchblättert, kann sich das Heft oder gleich das ganze Smart Surfer Set bestellen. Das geht per Mail an smartsurfer(at)vz-rlp(dot)de (das einzelne Heft kostet 3 Euro, das 11-teilige Set 25 Euro zzgl. Versandkosten).
Übrigens, um die Eingangsfrage zu beantworten: Im Jahr 2003 wurden die ersten gesetzlichen Weichen dafür gestellt, Gesundheit zu digitalisieren.
Autor:innen-Infos
Smart Surfer Modul 11 „Digitale Gesundheit“ wurde geschrieben von Sabine Wolter (VZ Nordrhein-Westfalen) und Sabine Strüder (VZ RLP).
Hinter diesem Artikel stecken Eva Seibel und Franziska Christ. Sie koordinieren das medienpädagogische Projekt Smart Surfer für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, das im Jahr 2023 von den Verbraucherschutzministerien Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie dem Sozialministerium Rheinland-Pfalz gefördert wurde.
Foto: Alexander Muth