Partner

DGB: Drei Fragen an Klaus Beck

22.04.2024

Der DGB hat in seiner überarbeiteten Argumentationshilfe „Kommunale Senior*innenpolitik aus dem Blickwinkel der Gewerkschaften“ Hinweise zur Digitalisierung in der Gewerkschaftsarbeit gegeben. Wir haben bei Klaus Beck, Bundes-Senior*innenbeauftrager des DBG, weiter nachgefragt.

  • Porträtfoto eines lächelnden Mannes.

    Foto: Klaus Beck

Digitale Kompetenz und Fähigkeiten älterer Menschen: Manche ältere Menschen können aufgrund mangelnder Erfahrung im Lebensverlauf mit digitalen Technologien Schwierigkeiten bei der Bedienung digitaler Geräte und Anwendungen sowie im Umgang mit Online-Prozessen im Internet haben. Was ist hier aus Ihrer Sicht der vielversprechendste Ansatz, um die Älteren mitzunehmen?

Klaus Beck: Zunächst einmal muss ein Nutzen oder Sinn in der Verwendung des Internets oder digitaler Geräte gesehen werden. Ist diese Voraussetzung erfüllt, braucht es Angebote, die in sehr kleinen Gruppen oder individuell den Umgang erklären. Es gibt gute Erfahrungen, wenn jüngere Menschen dies machen, die über die notwendige Geduld verfügen und auch noch in der Lage sind, mit einfachen Worten die Anwendungen zu erklären. Am Ende ist dies ein Gewinn für beide Seiten. So gibt es schon an zahlreichen Schulen Projekte, die genau dies umsetzen. Besonders sei auch auf das Lern-Tandemprogramm der BAGSO selbst in Kooperation mit der Universität Vechta hingewiesen.

Digitale Kluft und Alterskohorteneffekte: Eine digitale Spaltung besteht weniger zwischen Jung und Alt, sondern eher innerhalb der älteren Generation selbst. Offliner sind häufiger Personen mit geringem Einkommen, geringer formaler Bildung, Hochaltrige und Frauen. Die heutigen Älteren sind ohne digitale Technologien aufgewachsen und hatten im Lebensverlauf zu einem großen Teil nicht mit diesen zu tun. Dies führt zu einer ungleichen Verteilung digitaler Kompetenzen und einer geringeren Digitalisierungsquote in den höheren Altersgruppen. Können Sie dies innerhalb der Strukturen des DGB bestätigen und wie gehen Sie intern damit um?

Klaus Beck: Ja, das können wir auch bestätigen. Gerade als wir unter Corona unsere Kongresse plötzlich digital machen mussten, war das schwierig. In der Fläche haben wir dann versucht, die Kolleg*innen, die Delegierte waren, für die Konferenz mit einem Laptop auszustatten. Im nächsten Schritt haben wir dann mit ihnen geübt, wie sie sich einloggen und wie sie teilnehmen können. Es gab natürlich auch welche, die dann abgewunken haben und gesagt haben, der Kongress findet ohne mich statt. Aber wir sehen heute, dass die Kolleg*innen, die am Anfang große Probleme hatten, noch begeistert an Sitzungen und Veranstaltungen teilnehmen. Wer nicht mehr so mobil ist, kann sich dennoch beteiligen und kann weiterhin die Kontakte pflegen.

Die Frage des geringen Einkommens und ob man sich einen Internetanschluss leisten kann und ein Endgerät, bleibt zu lösen. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf der Politik, auf allen Ebenen. Nach unserer Erfahrung gibt es eine soziale Spaltung der Gesellschaft, weil die Offliner schlicht abgehängt werden. Auch müssen die Programme und Apps mehr von Nutzer*innenseite gedacht werden.

Zugang zu digitalen Technologien und Infrastruktur: Ältere Menschen, insbesondere in ländlichen Regionen, können aufgrund des fehlenden Zugangs zu schnellem Internet und digitalen Technologien benachteiligt sein. Dies kann auf die unzureichende Infrastruktur, lange Anfahrtswege zu Bildungseinrichtungen und fehlende Angebote zur Heranführung an digitale Technologien zurückzuführen sein. Zudem können ältere Menschen mit niedrigem Einkommen oder mit Behinderungen zusätzliche Hürden beim Zugang zu digitalen Technologien und Bildungsangeboten haben. Sind Ihnen konkrete Praxisbeispiele bekannt, die Ihre Anregungen bereits vorbildhaft umsetzen?

Klaus Beck: Die oft schlechten technischen Voraussetzungen, sei es im ländlichen Raum oder weil der Vermieter es einfach nicht hinbekommt, den Breitbandanschluss vom Bürgersteig ins Haus legen zu lassen, ist nicht nur ein Problem der älteren Generation. Hier haben wir noch zahlreiche Baustellen.

Ein positives Beispiel für die Unterstützung Älterer bei der digitalen Teilhabe ist die Stadt München: Seit 1. Januar 2020 unterstützt die Stadt München jede/n Einwohner*in ab 60 Jahren mit einem Zuschuss zum Kauf eines Laptops, Tablets oder PC in Höhe von 250 €, wenn diese/r unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze liegt (z.B. Einpersonenhaushalt 1.660 Euro netto). Auch IT-Zubehör, wie z.B. Drucker und Tintenpatronen können erworben werden. In dieser Richtung wünschen wir uns weitere Ansätzen durch die Kommunen.

Zur Partnerseite des DGB

Hinweis: In der zweiten Jahreshälfte 2024 schreibt der DigitalPakt Alter den Preis „Kommunal.Digital.Genial“ aus, der sich an Kommunen wendet, die eigene Projekte, Konzepte und Strategien und Netzwerke zur Förderung digitaler Kompetenzen initiiert haben.

Möchten Sie hierzu auf dem Laufenden bleiben? Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Newsletter abonnieren