Im Gespräch mit Stefan Hahn vom Deutschen Städtetag
Der Wettbewerb für Kommunen "Kommunal.Digital.Genial" geht auf die Zielgerade. Bis zum 31.10.2024 können sich noch engagierte Kommunen bewerben. Die Gewinner der teilnehmenden Kommunen werden im Rahmen des Deutschen Seniorentags am 2. April 2025 in Mannheim von Bundesseniorenministerin Lisa Paus gekürt. Das Preisgeld von insgesamt 50.000 € wird von der Commerzbank-Stiftung zur Verfügung gestellt. Wir haben mit Stefan Hahn vom Deutschen Städtetag ein Interview geführt. Der Deutsche Städtetag ist in der Jury vertreten, die die engagiertesten Kommunen auswählt.
Welche spezielle Rolle spielen Kommunen bei der Aufgabe, die digitale Teilhabe älterer Menschen zu stärken?
Stefan Hahn: Den Kommunen ist es ein wichtiges Anliegen, ein Lebensumfeld zu bieten, das Teilhabe und Selbstbestimmung auch im Alter ermöglicht. Viele Kommunen stellen Altenhilfepläne auf, um die Infrastruktur für ein würdiges Leben im Alter zu sichern. Die Frage, wie digitale Teilhabe sichergestellt werden kann, ist in einer mittlerweile durch und durch digitalisierten Welt stets mitzudenken. Allerdings können die Kommunen nicht allein die Verantwortung dafür tragen, große gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu begleiten und zu gestalten. Die Sicherung der digitalen Teilhabe ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der insbesondere auch der Bund und die Länder verpflichtet sind.
Stehen kommunale Angebote und Dienstleistungen künftig nur noch digital zur Verfügung?
Stefan Hahn: Die Gruppe der älteren Menschen ist sehr heterogen. Nicht für jeden alten Menschen steht digitale Teilhabe im Vordergrund. Teilweise entscheiden sich Menschen aktiv gegen die Nutzung digitaler Medien und Techniken. Auch das ist zu respektieren. Kommunale Angebote stehen in aller Regel auch analog zur Verfügung. Wir betrachten es mit Sorge, dass bestimmte Dienstleistungen privater Anbieter, auch essenzieller Natur, ohne einen Online-Zugang und ohne gewisse Computer-Kenntnisse nicht mehr erreichbar sind. Ältere Menschen, die auch nicht auf die Unterstützung ihrer Verwandten bauen können, werden auf diese Weise von ganzen Lebensbereichen exkludiert.
Welche Organisationen sind vor Ort die wichtigsten Partner der Kommunen, wenn es um digitale Lernangebote geht?
Stefan Hahn: Digitale Leistungen und Angebote unter dem Themenfeld Digitalisierung werden unter Berücksichtigung der örtlichen Begebenheiten und Bedarfe geplant. Ausgangslage, Bedarfe und Anbieterlandschaft sind in den Kommunen sehr unterschiedlich, entsprechend unterschiedlich sind auch die Partnerschaften, die vor Ort zur Sicherstellung von Beratung und Unterstützung bestehen. Vorzugsweise sollten Beratung und Information zu digitalen Angeboten und deren Nutzung unabhängig von wirtschaftlichen Interessen ausgestaltet sein, wie es beispielsweise bei den Verbraucherzentralen oder den Volkshochschulen der Fall ist.
Wie werben Kommunen für digitale (Lern-)Angebote? Tun sie es in ausreichendem Maße?
Stefan Hahn: Im Sinne einer effektiven und nachhaltigen Nutzung von Lern-Angeboten sollten diese leicht zugänglich sein. In der Regel ist davon auszugehen, dass Kommunen örtliche Angebote auf ihrer Homepage darstellen. Daneben kann im Rahmen weiterer Beratungs-, Lern- und Freizeitangebote über digitale Lernangebote informiert werden. Auf diese Weise werden die Möglichkeiten zum Erwerb digitaler Kompetenzen unmittelbar in die Lebensrealität der Zielgruppe integriert.
Unterstützt der Deutsche Städtetag Kommunen beim Austausch zu diesem Thema? Wenn ja, wie?
Stefan Hahn: Der Deutsche Städtetag unterstützt den Austausch zwischen den Kommunen in verschiedenen Arbeitsgruppen und Fachgremien. Digitalisierung und Teilhabe sind dabei Themen mit vielen Querbezügen zu unterschiedlichen Schwerpunkten.