Im Gespräch mit Aniane Emde: Was ist Cybercrimeprävention?
Teil 1
Digitale Angebote und ihre Chancen souverän und sorgenfrei zu nutzen und damit gesellschaftlich teilhaben zu können – das ist der Wunsch vieler älterer Menschen und dafür setzt sich der DigitalPakt Alter ein.
Doch wie kann man Ängste und Unsicherheiten bei der Nutzung des Internets abbauen – und sich gleichzeitig vor Cyberkriminalität schützen?
Wir sprechen mit Aniane Emde, Kriminalbeamtin und Beraterin in der Cybercrimeprävention des Polizeipräsidiums Nordhessen
Frau Emde, Sie sind als Beraterin in der Cybercrimeprävention in Nordhessen tätig. Welches Angebot hat das Polizeipräsidium Nordhessen in diesem Bereich?
Beim Polizeipräsidium Nordhessen gibt es eine hauptamtliche Funktionsstelle für den Bereich der Cybercrimeprävention. Im Rahmen dieser Funktion werden persönliche Beratungen, aber insbesondere auch diverse Vortrags- und Workshopformate angeboten. Zur primären Zielgruppe gehören Erwachsene bis ins Seniorenalter. Die Veranstaltungen finden sowohl in Präsenz wie auch in digitalen Formaten statt. In Hessen haben alle Polizeipräsidien entsprechende Präventionsstellen. Ich selbst bin seit 2017 im Bereich der Prävention tätig.
Welche Themen stehen in Ihren Kursen im Vordergrund?
Ich bin seit mehr als sieben Jahren in der Prävention tätig. Dabei habe ich sehr schnell festgestellt, dass das Themenspektrum so breit gefächert ist, dass es verschiedener Vorträge bedarf.
Für die Konzeption einer modularen Vortragsreihe zum Thema „Sicherheit im Internet“ habe ich mich damals an den Schritt-für-Schritt-Anleitungen des BAGSO-Projektes Digital-Kompass orientiert. So entstanden u.a. die Themen Online-Banking, Sicher im Internet bestellen und bezahlen, Digitaler Nachlass und Smartphone-Sicherheit.
Bei meinem Kurs „Gefahren im Internet sicher begegnen“ handelt es sich um einen „bunten Blumenstrauß“ an Betrugsmaschen. Seit dem Safer Internet Day biete ich auch einen neuen Vortrag „Cybercrime im KI-Zeitalter“ an.
Die jeweiligen Kriminalitätsphänomene bilden einen Schwerpunkt in den Vorträgen, aber auch Hinweise zum Basis-Schutz und zu Internetangeboten sind immer enthalten. Also Fragen wie: Wie sichere ich meine Geräte? Wie gestalte ich ein gutes Passwort?
Wie weit reichen Ihre Vorträge? Das Thema Sicherheit geht ja häufig noch viel weiter und kann recht speziell werden.
Schwerpunkte in den Veranstaltungen bilden immer die jeweiligen Kriminalitätsphänomene, wobei ein Blick „über den Tellerrand“ nicht schadet. Ein Beispiel: Wiederkehrend kam der Wunsch auf, etwas über das Darknet zu erfahren. Thematisch gesehen handelt sich hier um die unterschiedlichen Bereiche im Internet. Ich habe daraus den Vortrag Datendiebstahl-Darknet-Digitaler Nachlass konzipiert, da der Identitätsdiebstahl zu den Top-Bedrohungen im Bereich Gesellschaft zählt, die Daten u.a. im Darknet verkauft werden und wir deshalb auch Regelungen für unseren digitalen Nachlass treffen sollten.
Darknet und Datendiebstahl – das sind sicherlich Themen, die schwierig zu vermitteln sind, wenn man gerade erst anfängt sich mit Digitalen Angeboten zu beschäftigen. Wie gehen Sie da vor?
Grundsätzlich bin ich bemüht, viele Bild-Beispiele in die Vorträge zu integrieren, damit es anschaulicher wird. Hierzu habe ich mir an unterschiedlichen Stellen Nutzungsrechte für die Präventionsarbeit einräumen lassen, da mir nur in Ausnahmefällen freigegebenes Bildmaterial zur Verfügung steht.
Damit die Inhalte der Vorträge immer auf den aktuellen Stand bleiben, werte ich die Entwicklungen bei Cybercrimephänomenen aus. Neue Maschen oder Varianten ergänze ich in bestehende Vorträge, Beispielbilder werden erneuert. Das Thema Künstliche Intelligenz ist inzwischen so präsent, dass ich kürzlich hierzu einen eigenen Vortrag entwickelt habe.
Einen ganz anderen Zugang gibt es mit dem Konzept „Spielend zu mehr Internetsicherheit“. Zu einer Geschichte gibt es passende Übungen. Die Übungen sind manchen schon aus dem Gedächtnistraining bekannt. Bei meinen Veranstaltungen werden aber dann Begriffe aus der Geschichte gesucht. Beim Thema „Sicher im Internet bestellen und bezahlen“ habe ich beispielsweise zu 25 Schlüsselbegriffen ein Bild-Bingo gestaltet. Diese Veranstaltungen machen wirklich viel Spaß. Leider bleibt mir im Berufsalltag nur sehr wenig Zeit, kreative Ideen umzusetzen.
Das klingt nach spannenden Ansätzen. Wie finden die Bürgerinnen und Bürger denn den Weg zu Ihnen? Wo bieten Sie Kurse an?
Damit ich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger erreichen kann, ist die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern sehr wichtig. Das können beispielsweise Vorträge in den jeweiligen Seniorenprogrammen der Kommune sein. Bereits seit Jahren biete ich kostenfreie Kurse über die nordhessischen Volkshochschulen an.
Welche Fragen werden Ihnen in den Kursen am häufigsten gestellt?
Die am häufigsten gestellte Frage ist vermutlich: Bekommen wir die Präsentation als Handout zur Verfügung gestellt? Diesen Wunsch kann ich allein aus urheberrechtlichen Gründen nicht erfüllen. Es zeigt aber, dass ein Bedarf an weitergehenden Informationen besteht. Bei Online-Vorträgen gibt es daher eine recht umfangreiche Linkliste zu den jeweiligen Inhalten. Bei Präsenzvorträgen versuche ich immer, passend zum Thema entsprechendes Material mitzubringen. Daher bin ich sehr dankbar für die Postkarten und Inforeihe „Digitales kurz und bündig“ vom Digitalpakt Alter. Auch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) habe ich diverse Checklisten und Publikationen.
Apropos kurz und bündig – welche konkreten Maßnahmen und Verhaltensweisen empfehlen Sie älteren Menschen, um sich effektiv vor Cyberangriffen zu schützen?
Die konkreten Maßnahmen und Verhaltensweisen hängen natürlich jeweils vom Thema ab. Grundsätzlich ist aber folgende Aussage zutreffend: Wenn ich meine sensiblen Daten schützen will, muss ich die Geräte zur Internetnutzung entsprechend absichern. Man spricht hier allgemein auch von Basis-Schutz. Dazu gehören u.a. die regelmäßigen Updates, die Nutzung von Sicherheitssoftware, eine gute Passwortgestaltung. Sozusagen die wichtigsten Grundregeln, wie sie auch bei „Digitales kurz und bündig“ Ausgabe 6 beschrieben sind.