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Bürgerbusse mit digitaler Unterstützung: Die Praxis

17.10.2024

Wie können Bürgerbusse im ländlichen Raum umgesetzt werden? Im ersten Teil wurden die nötigen Vorbereitungen beschrieben. In diesem zweiten Beitrag geht es um die praktische Umsetzung mit digitaler Unterstützung.

Zu Teil 1: Die Planung


Ohne ein passendes Fahrzeug geht es nicht

Sobald sich abzeichnet, dass die Bürgerbusgruppe steht, kann das Fahrzeug beschafft werden. Es gibt eine breite Auswahl handelsüblicher Kleinbusse, für die ein Pkw-Führerschein ausreicht. Viele Hersteller bieten Fahrzeuge mit längerem Radstand oder einem höheren Dach an. Die meisten Bürgerbusse haben zusätzlich eine Trittstufe und einen Haltegriff für den leichteren Einstieg.

Der erste Fahrtag naht

Die Entwicklungszeit für ein Bürgerbus-Projekt unterscheidet sich erheblich. Bei einem Projekt mit PBefG-Anwendung muss man drei bis fünf Jahre kalkulieren (LINK: s. vorheriger Text]. Bei einem Modell ohne PBefG-Anwendung ist der Weg meist schon nach etwa ein bis zwei Jahren geschafft. Mit der Fahrzeuglieferung wird eine weitere Hürde genommen. Das Fahrzeug steht zur Verfügung und kann als Bürgerbus eingesetzt werden. Jetzt muss noch der Termin festgelegt werden – und dann geht es wirklich los.

Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig 

Für viele Menschen ist die wichtigste Informationsquelle meist das Internet - doch auch lokale Zeitungen und Blätter erreichen die Zielgruppe. In der Zielgruppe hat die Berichterstattung in den lokalen Medien die höchste Reichweite. Deshalb ist die Zusammenarbeit hier meist von großem Interesse bei Lokalredakteuren geprägt. Auch sie wissen, dass der Bedarf für einen Bürgerbus groß ist. Jubiläen wie ein Jahr Fahrbetrieb oder eine runde Zahl bei den Fahrgästen bieten sich immer für eine Presseinformation an. Denn es zeigt sich: Bürgerbusse sind mehr als nur ein reines Transportmittel. Sie sind Schlüssel zur Teilhabe und zum sozialen Zusammenhalt für viele Senioren. 

Der Fahrbetrieb  

Der erste Fahrtag ist immer eine Zäsur. Nach vielen Gesprächen, Planung und Entwicklung ist der Bus auf der Straße und Fahrgäste können ihn nutzen. Die Bürgerbusgruppe wächst weiter zusammen. Viele Projekte entwickeln sich positiv – aber nicht alle. Hauptfehler ist, wenn in einer sehr ländlich geprägten Region auf festen Linienverkehr gesetzt wird. In sehr ländlichen Räumen ist es schwer, Fahrgäste für den Linienverkehr zu gewinnen. Das betrifft den regulären öffentlichen Nahverkehr ebenso wie den Bürgerbus.

Planungstool Bürgerbus Digital

Die Agentur Landmobil setzt bei Bürgerbussen auf das Modell Abholung an der Haustür. Für jeden Fahrtag muss deshalb ein neuer Fahrplan erstellt werden. Dies stellt viele Projekte vor Herausforderungen. Viele Bürgerbusse haben mit Word oder Excel angefangen. Diese Software kennt zwar jeder, aber sie ist nicht für den Bürgerbusbetrieb erstellt worden. Ein passendes Planungstool wird unter dem Begriff „Bürgerbus Digital“ angeboten. Bei Bürgerbus Digital gibt es neben dem Hauptprogramm noch weitere Module, die je nach lokalem Bedarf und Wunsch eingesetzt werden können. Im internen Bereich können Einsatzpläne für Fahrpersonal und Telefonteam organisiert werden. Der Datenschutz ist gewährleistet. 

Zielgruppe sind Bürgerbusprojekte, die auf telefonische Vorbestellung Fahrgäste an der Haustür abholen. Das Planungstool schlägt auf Grundlage der eingehenden Anrufe einen Fahrplan vor. Bürgerbus Digital berechnet automatisch die jeweilige Streckenlänge und Fahrzeit und erstellt den Fahrplan mit einem Klick.

Der Bedarf ist groß

Der Bedarf ist in praktisch jeder ländlichen Region vorhanden. Auch größere Orte überlegen sich derzeit einen ergänzenden Fahrdienst, z. B. als Seniorenbus einzuführen. Die Themen Seniorenmobilität und Verkehrssicherheit könnten stärker mit dem Thema Bürgerbus verknüpft werden. Höchste Priorität hat jedoch die Beratung und Begleitung einer lokalen Gebietskörperschaft und das klare Ziel: der fahrende Bürgerbus, der als Verbesserung bei den Menschen ankommt.


Autoren

Dr. Holger Jansen

Dr. Holger Jansen ist Inhaber der Agentur Landmobil und bundesweit als Berater für Bürgerbusse unterwegs. Seit vielen Jahren ist Holger Jansen in den Themen Verkehr, Mobilität, ländliche Räume und Bürgerbeteiligung aktiv.

Werner Kühn

Werner Kühn ist Dipl.-Ing. für Elektrotechnik und war als Softwareentwickler und Projektmanager im Bereich Cloud Systeme tätig. Seit 2019 ist er im Bürgerbusteam der Verbandsgemeinde Alzey-Land aktiv. Bei der Agentur Landmobil verantwortet Kühn Installation und Betrieb von Bürgerbus Digital, dem Planungs-Tool auf Onlinebasis für Bürgerbusse.

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