Bürgerbusse mit digitaler Unterstützung: Die Planung eines Projektes
Ländliche Regionen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Der Lebensmittelladen im Dorf ist häufig verschwunden, eine Post- oder Bankfiliale gibt es meist auch nicht mehr. Der öffentliche Nahverkehr ist auf Schüler ausgerichtet. Wie aber bleiben ältere Menschen mobil? Ein Bürgerbus kann nicht alle Probleme lösen, aber die lokale Nahmobilität verbessern.
Er holt alle Fahrgäste an der Haustür ab und befördert sie zum Ziel der Wahl. Später werden die Kunden dort wieder abgeholt und nach Hause gefahren. Die Planung der Fahrten wird schnell komplex – digitale Unterstützung kann hier Abhilfe schaffen und das Projekt nachhaltig unterstützen.
Das Team der Agentur Landmobil ist seit vielen Jahren bundesweit vor allem in ländlichen Regionen unterwegs. Ausgangspunkt ist die kommunale Ebene. Die Agentur berät und unterstützt bei der Umsetzung. Die Stationen für eine mögliche Umsetzung werden im Folgenden skizziert.
Überlegungen im Vorfeld
Wie ländlich geprägt ist die Region?
Ausgangslage für eine Bürgerbusentwicklung ist immer die Situation vor Ort. Wie ländlich ist die Region? Wie viele kleinere Gemeinden sind auf den nächsten größeren Ort ausgerichtet? Das sind die wichtigsten Fragen zu Beginn. In dem größeren zentralen Ort gibt es meist ein gutes Angebot im Bereich Einkauf und Medizin. Die kleineren Orte im Umland haben kein Angebot mehr.
Personenbeförderungsgesetz – ja oder nein?
Eine weitere Entscheidung muss am Anfang bei der Projektentwicklung getroffen werden. Öffentlicher Nahverkehr ist ein regulierter Markt. Das heißt: Einfach so losfahren und sagen „wir meinen es doch nur gut“ ist nicht möglich. Das wichtigste Gesetz ist das Personenbeförderungsgesetz (PBefG). Die Frage lautet: Soll der Bürgerbus im PBefG entwickelt werden. Dann muss der Fahrdienst genehmigt werden und noch weitere Voraussetzungen erfüllen.
Die Agentur Landmobil steht für den Ansatz „ohne Anwendung des PBefG“. Dieser Ansatz ist schneller umzusetzen und bietet mit dem Haus-zu-Haus-Verkehr das passende Betriebsmodell.
Suchen Sie sich politische Unterstützung
Ohne politische Unterstützung geht beim Bürgerbus nichts. Deshalb ist es wichtig, dass das Projekt beispielsweise dem Gemeinderat vorgestellt wird. Bei Zustimmung folgen die Öffentlichkeitsarbeit und das Werben um Ehrenamtliche. Wichtige Zielgruppe sind aktive Jungsenioren zwischen 60 und 75. Die Fahrgäste sind meistens 70 und älter. Während die einen eine sinnvolle neue Aufgabe im gerade erst begonnenen Ruhestand suchen, ist für die anderen ein Bürgerbus genau die Hilfe, die sie benötigen.
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Foto: Agentur Landmobil
Projektentwicklung
Hier hat sich die Vorgehensweise mit drei Veranstaltungen bewährt:
Zum ersten öffentlichen Termin werden alle Personen eingeladen, die sich für das Thema interessieren. Sobald die Besucher hören, dass ein Bürgerbus auch ohne Anwendung des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) entwickelt werden und das Projekt vor Ort selbst gestaltet werden kann, ist das Eis gebrochen und viele Gäste der Infoveranstaltung steigen ehrenamtlich in das Projekt ein.
Als zweiter Termin folgt die Planungsveranstaltung für all jene, die ehrenamtlich mitarbeiten wollen. Hier steht die inhaltliche Projektentwicklung klar im Vordergrund: Wann soll der Bus fahren, wen soll er fahren und wo soll er fahren? Das Betriebskonzept ist die Grundlage für die weitere inhaltliche Arbeit.
Im dritten Schritt folgt die Schulungsveranstaltung. Sie richtet sich vor allem an das neue ehrenamtliche Telefonteam. Die Aktiven nehmen Anrufe entgegen und planen die Fahrten am Folgetag. Hier gibt es ein paar Tricks und Kniffe zu beachten, die in einer Schulungsveranstaltung vermittelt werden sollten. Die Fahrtenplanung im Haus-zu-Haus-Verkehr ist anspruchsvoller als ein reiner Linienverkehr. Hier kann ein digitales Planungstool große Unterstützung bieten, in dem es die sonst aufwändige Routenplanung und Fahrplanerstellung übernimmt.
Autoren
Dr. Holger Jansen
Dr. Holger Jansen ist Inhaber der Agentur Landmobil und bundesweit als Berater für Bürgerbusse unterwegs. Seit vielen Jahren ist Holger Jansen in den Themen Verkehr, Mobilität, ländliche Räume und Bürgerbeteiligung aktiv.
Werner Kühn
Werner Kühn ist Dipl.-Ing. für Elektrotechnik und war als Softwareentwickler und Projektmanager im Bereich Cloud Systeme tätig. Seit 2019 ist er im Bürgerbusteam der Verbandsgemeinde Alzey-Land aktiv. Bei der Agentur Landmobil verantwortet Kühn Installation und Betrieb von Bürgerbus Digital, dem Planungs-Tool auf Onlinebasis für Bürgerbusse.
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